Sie stellen den schlechten Ruf einer ganzen Generation an die Wand. Die Jugendlichen des „Weeser Sport“ sind anders: Sie fragen nicht, sie tun. Sie lamentieren nicht, sie lösen. Sie hadern nicht, sie handeln. Und zwar sehr erfolgreich. Seit sieben Jahren sorgen sie dafür, dass ihr kleines Dorf, im Zentrum von Wiesen und Feldern, zum Mittelpunkt eines Benefizgedankens wird. Zugunsten der Heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück (HpH) geben die inzwischen 40 Mitglieder des „Weeser Sport“- stets am ersten Juliwochenende – hier alles. Und werden dafür reich belohnt.
Beachvolleyball-Turnier mit anschließender Sommernachtsfete, steht in schmal zulaufenden Lettern auf leuchtend gelbem Papier. „’Empire Powertresen’ muss größer“, meint Christina, als sie sich mit Tobias und Maren über das Plakat beugt. „Und die Handynummer kann doch kein Mensch lesen“, gibt Kathrin zu bedenken. Seit einem halben Jahr bereiten die 19 bis 30jährigen ihr Beachvolleyball-Turnier mit Sommernachtsfete in der Fabrikhalle der Firma „bema“ vor. Kurze Wege und engste Kontakte sind dabei das A&O.
Heute kümmern sie sich im „Weeser Krug“ um die Werbung. Von ihren 250 Plakaten zwischen Fürstenau und Bramsche ließen sich allein im vergangenen Jahr 1300 Jugendliche locken. „Irgendwie sah ich nur Köpfe“, schwärmt Tobias, der stets „zusammen mit den Jungs“ vor allem für den Party-Teil des Abends verantwortlich ist, während seine Schwester Maren mit „ihren Mädels“ den sportlichen Part übernimmt.
Das war den Jugendlichen gleich klar, als sie vor sieben Jahren das große Erbe ihrer Eltern antraten. Zehn Junggesellen aus Weese (die „Weeser 10“) hatten 1974 das erste ,,Trimm-Dich-Fest“ des Dorfes zugunsten der Heilpädagogischen Hilfe Bersenbrück organisiert. Ohne zu ahnen, dass dieses überschaubare Fest schon bald zu einem Riesen-Traditionsevent für Weese und Umgebung werden würde. Stattliche 154.467,14 (!) Euro spendeten die „Weeser 10“ in drei Jahrzehnten an die HpH. 30 Jahre lang feierte das Dorf sein dreitägiges Fest in Folge für einen guten Zweck. Das sollte nicht aufhören, meinten Tobias, Maren, Kathrin, Christina und all die anderen Nachfolger der „Weeser 10“ – weil sie eben die Kinder ihrer Eltern sind. Ihr erstes kleines Volleyball-Turnier (im Rahmen des letzten Trimm-Dich-Festes) hatte die Jugendlichen angespornt. Maren und ihre sechs Freundinnen schossen – zusammen mit 15 Jungs – jeweils 50 Euro vor und legten los. „Nie dachten wir, dass das gleich beim ersten Mal so ein Erfolg wird“, erinnert sich die 25jährige. Mit 200 bis 300 Leuten hatten sie gerechnet, 700 kamen. Stetig steigerte sich in den vergangenen Jahren die Besucherzahl. Auf den beiden Beachvolleyballplätzen, die auf dem Grundstück der Familie Hülsmann fest installiert werden durften, sowieso und in der nebenan dekorierten bema-Fabrikhalle nicht weniger. Und damit auch der Erlös für einen guten Zweck. Innerhalb von nur sechs Jahren spendete der „Weeser Sport“ knapp 44.000 (!) Euro an die HpH. Weil, das wissen Maren und alle anderen, „unser Beachvolleyballturnier mit anschließender Fete in einer Fabrikhalle einfach etwas Besonderes ist“.
Damit sich der hohe organisatorische Aufwand auch lohnt und auch die ,,Älteren“ einbezogen werden, lädt die Jugend bereits am Freitag zum Tanzabend für jung und alt ein. Und dieses Mal zeigt Weese wieder, wie ernst das Dorf die Partnerschaft zur HpH nimmt: Zum Tanzabend sind in diesem Jahr Beschäftigte der Bersenbrücker Gemeinnützigen Werkstätten und Schüler/innen der Paul-Moor-Schule besonders eingeladen. Dass WeeserSport ihre Idee einer „Party für alle“ spontan in die Tat umsetzt, freut vor allem Petra Böske: „Mit diesem Engagement ermöglichen die jungen Leute echte Teilhabe. Sie vermitteln nachhaltig, dass Menschen mit Behinderungen zur Gemeinschaft gehören,“ umschreibt die Leiterin der HpH-Abteilung Kommunikation/Spenden ihre Eindrücke aus den Benefizaktionen der vergangenen 13 Jahre und ergänzt: „In Weese ist man nicht nur für Menschen mit Behinderungen aktiv sondern auch mit ihnen.“
Dank und Erfolg spornen die jungen Veranstalter an. Während der kommenden Wochen stehen alle von ihnen in den Startlöchern. Jeder erledigt den Job, der seinen Fähigkeiten entspricht. Dabei machen sich die Bürokaufleute, Landwirte, Handwerker und Elektriker ihre breit gestreute berufliche Aufstellung zu Nutze. Unterstützt werden die großzügigen „Weeser-10-Erben“ dabei nicht nur von ihren Eltern, sondern von fast jeder Familie, die in Weese wohnt. Denn hier ist wird Zusammenhalt gelebt und das Dabeisein zählt.
von Christine Saemann (Heilpädagogische Hilfe Bersenbrück)